Kollision Rast/Vermeulen: Kommissare sehen Schuld beim Niederländer

Der Unfall von Thierry Vermeulen nach der Berührung mit Rene Rast ist Schuld des Ferrari-Piloten, befinden die Kommissare - Milde Strafe für Stinkefinger

(Motorsport-Total.com) - Die Emotionen kochten in Oschersleben hoch: Nachdem Thierry Vermeulen mit seinem Emil-Frey-Ferrari nach einer Berührung mit Rene Rast abgeflogen war, streckte er diesem den Mittelfinger entgegen. Nach der Untersuchung des Vorfalls durch die Stewards steht jedoch fest: Vermeulen hat die Kollision verursacht. Für das Abdrängen von Rast erhält er jeweils eine Verwarnung, allerdings sportrechtlich unterschiedlich.

Titel-Bild zur News: Die Situation vor dem Boxenstopp: Thierry Vermeulen klar vor Clemens Schmid und Rene Rast, mit Kelvin van der Linde dazwischen

Die Situation vor dem Boxenstopp: Vermeulen klar vor Schmid und Rast, mit Kelvin van der Linde dazwischen Zoom

Für das Abdrängen des Schubert-BMW kassiert der Sohn des Managers von Formel-1-Superstar Max Verstappen eine Verwarnung ("Reprimand"), die keine weiteren Konsequenzen hat. Für den Mittelfinger gibt es dagegen eine Ermahnung ("Warning"). Diese hat einen Strafpunkt zur Folge. Bei drei Strafpunkten erfolgt eine Rückversetzung um fünf Startpositionen, bei sechs Strafpunkten um zehn.

Was den Mittelfinger betrifft, zeigte sich Vermeulen einsichtig und entschuldigte sich umgehend. Da die DTM gleichzeitig Emotionen nicht ganz verbieten will, kommt er um eine Geldstrafe oder Sozialstunden auf einer Kartbahn herum. So blieb es bei einer strengen Verwarnung, dass diese Art der Emotion doch nicht so gerne gesehen ist.

Emil Frey Racing kritisiert Gangart von Rast

Bei der eigentlichen Berührung wurde anhand der Videoaufzeichnungen schnell klar, dass Rene Rast bereits mit zwei Rädern jenseits des Randsteins war und Vermeulen ihm noch "eine mitgab". Nur war er schon so weit vorne, dass sich sein Auto stattdessen drehte.

Dabei war Vermeulen vor der Verhandlung noch sehr optimistisch, wie er im Interview mit ran sagte: "Ich hoffe, dass wir zu den Stewards gehen. Dann können wir sehen, was genau passiert ist". Wie er sich erklären wolle? "Ich werde ihnen meine Sicht der Dinge erzählen."

Diese reichte offensichtlich nicht aus, um Rast eine Schuld zuzuweisen. Vermeulen ist vor allem darüber verärgert, wie Rast insgesamt gefahren ist: "Rene hat verteidigt, als ginge es um seinen vierten Titel!"

Auch Emil-Frey-Technikchef Jürg Flach kritisierte die Fahrweise von Rast. Während des Rennens sagte er im offiziellen Stream: "Nach dem Boxenstopp haben einige Fahrer mit kalten Reifen um Positionen gekämpft. Wir waren schon seit zwei Runden wieder draußen. Und dann hat ihn Rene Rast ins Aus befördert. Das ist eine totale Katastrophe für uns."

"Sie sollten uns unseren Job machen lassen, so wie wir es mit den anderen auch tun. Für uns ist es wirklich schlimm, beide Autos zu verlieren. Das Wichtigste ist, dass es dem Fahrer gut geht. Zumindest in dieser Hinsicht können wir uns glücklich schätzen."

Rene Rast sagt gegenüber Motorsport-Total.com: "Er hat die Verwarnung gekriegt und damit ist denke ich alles gesagt. Er hat versucht, sich in Kurve 2 neben mich zu drücken, hat mir dann außen keinen Platz gelassen, wie man es eigentlich macht."


Fotos: DTM 2024: Saisonauftakt in Oschersleben , Sonntag


"Und dann ist er noch am Ende der Kurve links rübergezogen, wo ich halt nirgends mehr hinkonnte. Und dann hat er sich in die Mauer gedreht. Er hat eine Verwarnung bekommen, weil ich dabei auch noch einen Platz verloren habe. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen." Profiteur war Sheldon van der Linde, der letztlich auch vor Rast durchs Ziel fuhr.

Das ist passiert

In der Tat ging es hoch her: Rast kam hinter dem Dörr-McLaren von Clemens Schmid auf die Strecke. Beide hatten am Übergang von der 15. zur 16. Rennrunde ihren Pflichtboxenstopp absolviert. Von hinten kam Vermeulen angeflogen, der bereits zwei Runden zuvor zu Beginn der 14. Runde drin gewesen war.

Ein Undercut ist in der DTM nicht immer von Vorteil. Da keine Reifenwärmer erlaubt sind, ist vor allem die erste Runde nach einem Boxenstopp relativ langsam. So fiel Vermeulen auf der Strecke hinter Schmid und Rast zurück, die zuvor hinter ihm gelegen hatten. Mit warmen Reifen wollte er nun die alte Reihenfolge wiederherstellen.

Rast war auf kalten Reifen stärker als Schmid und zog in Kurve 3 vorbei. Vermeulen machte auf der Innenseite bei der Anfahrt auf die Triple eine dritte Spur auf. Rast konnte von ganz außen als Erster hineinziehen. Vermeulen nahm das Gas weg, um eine Kollision zu vermeiden, ging aber seinerseits an Schmid vorbei. Nun wollte er sich Rast schnappen.


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Doch der sah die Chance, noch eine Position gut zu machen und blockierte Vermeulen in Kurve 7 geschickt. Er machte dabei am Scheitelpunkt extra langsam, sodass Vermeulen gezwungen war, außen zu bleiben, wo Rast ihn am Ausgang verhungern lassen konnte.

Die nächste Attacke kam auf Start/Ziel in Kurve 1 hinein, aber wieder deckte Rast innen ab. "Ich wusste schon in Kurve 1, dass er versuchen würde, mich abzudrängen. Deshalb habe ich rausgenommen", erklärt Vermeulen.

Am Ausgang von Kurve 2 kam es dann zur Berührung. Vermeulen war mit einem Bodycheck eigentlich schon vorbei, doch dann drängte er den BMW M4 GT3 noch weiter nach außen. Zu diesem Schluss kamen schließlich auch die Sportkommissare: "Nach Auswertung der Videos kamen sie zu dem Schluss, dass Fahrzeug #69 Fahrzeug #33 von der Strecke gedrängt hat."